Habt ihr beim Fotografieren mit Offenblende manchmal das Gefühl, dass die Bilder einfach nicht da scharf werden, wo sie scharf sein sollen? Egal, was ihr auch anstellt, die Augen sind irgendwie immer unscharf und am Rechner sortiert ihr dann ein Bild nach dem anderen aus? Dann habt ihr vielleicht auch ein Problem mit eurem Autofokus!
So erging es mir neulich auf einem People-Workshop mit Martin Strauss. Nach dem Wechsel auf das Sigma 35mm F1.4 ging nichts mehr. Wie sehr ich mich auch bemühte und selbst bei kurzen Verschlusszeiten – die Augen wollten einfach nicht scharf werden. Nun ist das Kameradisplay aufgrund der schlechten Auflösung in Sachen Schärfe nicht die letzte Instanz, aber trotzdem. Auch die Tatsache, dass ich mit Offenblende fotografierte, konnte mein ungutes Gefühl nicht beruhigen, dass es irgendein Problem mit dem Autofokus gibt. Nach der Sichtung der Fotos am heimischen Rechner dann die (erwartete) Enttäuschung. Einige an und für sich gute Fotos mussten aufgrund der Schärfeprobleme in den digitalen Mülleimer wandern. Zwar erwies sich das Problem als nicht so ganz schlimm wie angenommen, aber ein Problem war definitiv vorhanden.
Dies bewog mich dazu, mich etwas eingehender mit Autofokusproblemen zu beschäftigen. Zumal ich in meinem Kameramenü schon die Möglichkeit entdeckt hatte, den Autofokus zu justieren. Sowohl die Nikon D800, als auch die Nikon D610 haben dazu einen eigenen Menüpunkt. Zu finden im Menü unter SYSTEM >> AF-Feinabstimmung. Für verschiedene Objektive kann dort der Autofokus feinjustiert werden. Diese Einstellungen können dann als Profil abgespeichert werden, so dass je nach verwendetem Objektiv das korrigierte AF-Profil verwendet wird.
Wie finde ich nun aber heraus, wie ich den Fokus korrigieren muss? Ich kannte eine Methode mittels Zollstock, auch der LensCal war mir bekannt. Beim googlen bin ich dann auf die Fokussierhilfe von traumflieger.de gestoßen, mittels derer man den AF überprüfen kann. Das pdf ausgedruckt, etwas Bastelschere und Kleber – fertig! Und siehe da – mein Sigma 35mm hat ein eindeutiges Fokusproblem. Wie man auf dem folgenden Ausschnitt sehen kann, liegt der Bereich der Schärfentiefe deutlich vor dem anfokussierten Vögelchen. Kein Wunder also, dass beim Scharfstellen auf die Augen diese unscharf werden, wenn der Fokus so deutlich daneben liegt!
Mittels AF-Feinabstimmung im Kameramenü konnte ich den Fokuspunkt nachjustieren, mit folgendem Ergebnis.
Wie man sieht, verteilt sich die Schärfentiefe nun gleichmäßig vor und hinter dem Strich mit der Null. Zwar ist der scharfe Bereich bei Offenblende immer noch sehr klein, aber mit der korrigierten Einstellung besteht immerhin eine reale Chance, dass das Bild auch dort scharf ist, wo ich es scharf haben möchte. Anmerken möchte ich, dass ich mehr als zwei Aufnahmen gebraucht habe, um die korrekte Einstellung für meine Kamera-Objektiv-Kombination zu erhalten. Es bietet es sich an, die Aufnahmen der Testfotos „Tethered“ zu machen, also von der Kamera direkt in den Rechner zu gehen. Die erste Aufnahme sollte zeigen, ob überhaupt ein Fokusproblem besteht. Wenn ja, dann geht es in die Korrektur. Nach jeder Veränderung am Wert machte ich eine erneute Aufnahme um zu sehen, ob die Einstellung das gewünschte Ergebnis brachte oder nicht.
Die Hilfe vom Traumflieger ist also eine wunderbare und vor allem kostenlose Möglichkeit, seine Objektive auf Fokusprobleme zu testen. Zwar ist diese Hilfe mit etwas Bastelarbeit verbunden, aber der Zeitaufwand ist minimal. Mich störte daran nur, dass der Fokus Detektor in sich nicht wirklich 100% gerade ist, was das Arbeiten damit etwas fummelig machte. Um Probleme aufzudecken und annähernd zu korrigieren, reicht der Fokusdetektor aber locker aus. Alternativ kann man sich noch den Spyder LensCal holen, aber dieser kostet um die 60€. Stolzer Preis! Aber dafür verfügt der LensCal immerhin um eine Libelle zur genauen Ausrichtung, zusätzlich kann er auf einem Stativ montiert werden. Dadurch lässt sich in der Praxis natürlich besser arbeiten, aber das Geld muss man dafür auch schon über haben.